assio-Compassio

Passio - Compassio

Passio-Compassio

 

 

 


 

 



Leid widerfährt allen Menschen, unabhängig von ihrem religiösen und kulturellen Hintergrund.

Auch Leidenschaft kann in Leid münden. 
Kunst und Religion können den Kreislauf von Leid und Leidenschaft transzendieren.

Dann wird die Emotion der Leidenschaft in eine allgemein gültige Sphäre der Achtsamkeit, 
der Wahrnehmung des Anderen verwandelt.
 Passio wird zur Compassio.

Das menschliche Leid wird in der abendländischen Kultur 
am eindringlichsten in der Christus-Figur dargestellt. Niemand hat das Leiden des Menschen, verkörpert in Jesus musikalisch so erschütternd und leidenschaftlich dargestellt wie J.S. Bach in seinen Passionen. Kaum eine religiöse Heilsbotschaft verdeutlicht den unausweichlichen Lebenskreis von Geburt und Sterben 
so unmittelbar wie die Weihnachtsgeschichte. 
Bachs Weihnachtsoratorium erzählt eindringlich von der gleichzeitigen Freude auf das Kommen und der Compassio, 
dem Wahrnehmen und Mitfühlen des damit unabdingbar verbundenen leidvollen Gehens.


Das Weihnachtsoratorium und die Passionen Bachs werden heute als traditionelle, 
geradezu klassische musikalische
Glaubensäußerungen des Christentums rezipiert. In der zweitausendjährigen Geschichte des Christentums sind sie jedoch relativ 'junge' Erscheinungen.

Sarband stellen ihnen frühchristliche traditionelle Gesänge in Aramäisch, 
der Muttersprache Jesu, zur Seite. 
Diese musikalischen Verkörperungen von Passio und Compassio werden vom  muslimischen Ritual der wirbelnden Mevlevi-Derwische eingefasst, welches die Erlösung des Menschen durch die liebende Vereinigung mit dem Schöpfer symbolisiert 
und der «unio mystica» des Christentums gleicht. 


Mit seinen arabischen, türkischen und deutschen Musikern, wirbelnden Der-wischen, 
Jazzsaxophonisten und einem
Jazzstreichquartett lädt Vladimir Ivanoff ein zu einer meditativen Reise durch Raum und Zeit, 
durch Religionen und Kulturen,
in einen spirituellen Raum der gegenseitigen Achtsamkeit
jenseits persönlicher, konfessioneller und religiöser Schranken -
Passio und Compassio.

«O große Lieb, o Lieb ohn' alle Maße, die dich gebracht auf diese Marterstraße! 
Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,und du musst leiden.» J. S. Bach / Johann Heermann: Johannes-Passion

«Wenn ich dir meine Liebe schenke, aus diesem Leben ich auferstehe.» Dschalal ad-Din Rumi, Diwan. 


«Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle.» Mauricio Kagel

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Rezensionen

«Zwischen Orient und Okzident
 - Konzert Ensemble Sarband und die Mevlevi-Derwische beim Beethovenfest -
Orient traf Okzident, christliche Barockmusik auf türkische und syrisch-orthodoxe Gesänge, vom Ensemble Sarband
unter ihrem Leiter Vladimir Ivanoff … Ein bemerkenswertes Experiment …
Der Schlüssel zu einer gelungenen Melange war der Verfremdungseffekt … Dazu die Stimmen der wandlungsfähigen,
exzellenten Fadia el-Hage und des vor allem für die Litaneien zuständigen Mustafa Dogan Dikmen,
die die Verbindung auf ihre Weise stützten. Das Ergebnis schwebte zwischen den verschiedenen Traditionen,
bildete eine Brücke zwischen West und Ost, löste die Grenzen zwischen Religionen und Ästhetiken kurzerhand auf.
Wunderschön etwa das eindringliche byzantinisch-arabische "Aljaum" mit seinem schwebenden Grundklang,
einer eleganten Sologeige und einem starken Gesang, der dann nahtlos in " Von den Stricken meiner Sünden" überging …
Da funktionierte der so dringend benötigte Brückenschlag. Verständnis und Achtsamkeit wird möglich dank der
Universalsprache Musik. So mancher könnte davon noch etwas lernen.» Thomas Kölsch, Rheinzeitung, 16.09.2014

«Man hätte kaum ein passenderes Finale erhoffen können als Passio-Compassio, 
das Konzert von Ensemble Sarband,
welches das Festival am Samstag Abend in der Alice Tully Hall beschloss. 
Der Ansatz von Sarband, Bachs Musik aus
ihrerwestlichen Verankerung zu lösen, ist elegant, aber nicht zaghaft. Vladimir Ivanoff, der musikalische Leiter und
Arrangeur des Ensembles, 
hat einen unfehlbaren Instinkt, musikalischen Boden zu finden, auf dem seine Verwandlungen
selbstverständlich wirken Allan Kozinn, The New York Times (USA), 21.11.2011

«Passio-Compassio,  genauer: Passio verwandelt in Compassio: 
Emotion übersetzt und transzendiert in die Sprache der
Kunst oder die der Religion. 
Gefühle also, die in andere Form überführt werden. 
Es gehört zur Kunst des musikalischen
Leiters Vladimir Ivanoff, dem Zuschauer selbst die Wahl zu lassen, 
ob er das Bühnengeschehen nun religiös oder
künstlerisch deuten will. 
Man war ihm dankbar dafür. Wirkliche Kunst lebt von der Freiheit ihrer Interpreten .»
Kersten Knipp, NDR Kultur, 18.09.2010

«Passio–Compassio ist ein gewagtes Unternehmen und gelingt: Bach und die Sufi-Mystik. 
Obwohl es nach einem
gewagten Vorhaben klingt, Bachs Kompositionen
mit der Spontanität von arabischer Musik, Jazz und Anleihen aus der
Sufi-Mystik zu mischen: 
Passio Compassio wird als eines der gelungensten und geschlossensten Programme der
Ruhrtriennale in Erinnerung bleiben. 
Die Verbindung zwischen den Welt-Religionen Christentum und Islam, die Themen
Leid und Mitleid, Liebe und Leidenschaft 
- hier wurden sie bestechend klug und in seltener Harmonie auf den Punkt
gebracht … 
Das führte zu erstaunlichen musikalischen Begegnungen … 
Oder der … berühmte Choral «Wenn ich einmal
soll scheiden»:  Das Modern String Quartett leitete ihn zu einer vom Cello gespielten Basslinie swingend ein, 
der Kölner
Chor Vocanima, Sarband und die Solisten Fadia El-Hage und Mustafa Doğan Dikmen fielen in himmlischer Eintracht ein. 

Deutsche, türkische, arabische und aramäische Texte schwebten im stimmigen Wechsel über der Musik. 
Durch den
hypnotisch-kreisenden Tanz der Derwische
 und auf die große Leinwand projizierten Worte des großen Sufi-Mystikers
Rumi wurde auf einer anderen Ebene als der des Verstandes klar, was das bedeutet: Himmlische Liebe.»
Max Florian Kühlem, Ruhrnachrichten, 19.9.2010

«Bach, die tönende Speerspitze des christlichen Abendlandes, in klingender Symbiose mit arabischen und türkischen
Rohrflöten, 
Schossfideln und Psaltern, durchsetzt mit exo-tischen Rhythmen, orientalisch kolorierten Gesängen und
tanzenden Derwischen. 
Gelingt diese Quadratur des Kreises, 
dann lassen sich etliche Missverständnisse im Verhältnis
christlicher und islamischer Kulturen geraderücken. 
Nun berührt der musikalische Spiritus Rector des Unternehmens,
Vladimir Ivanoff,
 bewusst nicht die zentralen Nervenpunkte der religiösen Unterschiede, sondern beschränkt sich auf
den Höhepunkt der Leidensgeschichte, 
in dem sich Jesus, der sich von Gott verlassen gefühlt, als bloßer Mensch ohne
göttliche Hülle präsentiert. 
Dazu stellte Ivanoff den Bachschen Bei-trägen 
Gesänge aus byzantinischen, syrischen und
arabischen Weihnachts- und Karfreitagsliturgien gegenüber, 
die in ihrer tiefen Religiosität, spirituellen Kraft und großen
Menschlichkeit durchaus Brücken zwischen den Kulturen schlagen können. 
Auch die Tänze der fünf Derwische vom
Goldenen Horn zeigen uns den Orient aus einer mystischen Perspektive, 
die auf gemeinsame Wurzeln der Religionen
weisen … 
Die Buntheit der Besetzung ermöglichte zudem spannende Arrangements bekannter Chöre wie etwa des
Sterbechorals »Wenn ich einmal soll scheiden«. 
Wenn Fadia el-Hage den ergreifend schlichten Gesang emotionsstark
mit orientalischen Verzierungen und schleifender Intonation 
unter Strom setzt, repräsentiert die lupenreine, kristallklare
A-cappella-Interpretation 
des jungen Kölner Kammerchors westliche Stimmkultur in purer Schönheit. 
In der
ergreifenden Wirkung treffen sich beide Darstellungen, ohne die Unterschiede der glanzvollen Traditionen zu
verwischen. 
Letztlich geht es auch nicht um das Übertünchen kultureller Identitäten, sondern um Respekt vor der
Größe zweier Kulturen, 
die sich, zumindest in der Musik, in ihrem menschlichem Gehalt näherstehen, als es die
alltäglichen Schlagzeilen vermuten lassen. 
Unter diesem Aspekt gehört »Passio - Compassio« sicher zu den
thematisch interessantesten Beiträgen dieser Triennale-Staffel. 
Begeisterter Beifall für alle Beteiligten..»
Pedro Obiera, Giessener Allgemeine Zeitung, 22.09.2010

«Passio-Compassio brachte in der Bochumer Industriekathedrale die Kulturen in Berührung. Bach spielt zum Tanz der
Derwische auf: Passio-Compassio«bei der Ruhr-triennale. Mit dem Rücken zum Publikum sitzend, waltete Vladimir Ivanoff
als Dirigent, 
als Tonangeber und Taktgeber, wenn er in sparsamer Präzision die Rahmentrommel schlug. 
Diese erwies sich
als verbindendes, vorwärtstreibendes Medium … 
Originell und kreativ waren die hier gebotenen Ansätze orientalisch-
okzidentalischer Verschmelzung allemal. 
Die barocke Melodik fand sich angereichert durch 'fremdartige' Legatopassagen
auf der Ney-Flöte. 
Sie erstrahlte in geheimnisvollem Licht dank arabischer Streicher-glissandi der Solovioline.

Nahtlos flossen Linien des barocken Kontrapunkts in kunstvolle arabische Maqams hinein. 
Eindringliche, arabisch
geprägte Sologesangs-Passagen 
der stimmgewaltigen Beiruterin Fadia el-Hage und von Mustafa Doğan Dikmen (Istanbul)
trafen auf ätherische Bordun-Töne des Kölner Gesangsensembles Vocanima, 
in dem sich vor allem die Alte Musik Europas
verkörperte. 
Das alles förderte Schnittstellen, aber auch Reibungspunkte zwischen zwei hochkomplexen Denk- und
Tonsystemen zutage … 
Dazu lieferte Passio-Compassio einen textlichen Überbau: 
Bibelworte vereinten sich mit
Quellenzitaten aus früher islamischer und frühchristlicher Welt. 
Und als Höhepunkt entstand eine intensive, für Ohren
und Augen gleichermaßen erlebbare Trance. 
In wallende weiße Gewänder gehüllt, fanden sieben Sufi Derwische vom
Goldenen Horn 
in ihre kreisenden, meditativen Bewegungen hinein. 
Da wurde das Wort Trance seiner eigentlichen
Bedeutung gerecht. Trans-ire: der Übergang in ein höheres Stadium von Entrückung.» Stefan Pieper, nmz, 19.09.2010

 

Video

 

Passio-Compassio 1
9-2010 Ruhrtriennale

 

Passio-Compassio 2
9-2010 Ruhrtriennale

 

Passio - Compassio

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fadia El-Hage